Wissenschaftsrat erstmals zu Gast bei Bundespräsident Gauck
Ergebnisse der Wintersitzungen des Wissenschaftsrates in Berlin (22. – 24.01.2014)
Erstmals in seiner Amtszeit empfing Bundespräsident Joachim Gauck die Mitglieder des Wissenschaftsrates in Schloss Bellevue und setzte damit eine Tradition seiner Vorgänger fort.
Neue Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission ist die Bremer Meeresbiologin Antje Boetius, die bereits seit 2012 eine stellvertretende Funktion im Präsidium des Wissenschaftsrates hatte. Sie folgt auf die Erlanger Volkswirtin Regina Riphahn, die nach Ablauf von sechs Jahren turnusmäßig aus dem Gremium ausscheidet. Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission wurde der Münsteraner Physiologe Hans-Christian Pape gewählt. Sprecherin für die Fachhochschulen ist nach wie vor Anne Friedrichs, Präsidentin der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Der Aachener Ingenieurwissenschaftler Wolfgang Marquardt ist auf den Januarsitzungen des Wissenschaftsrates als Vorsitzender des Wissenschaftsrates bestätigt worden, wird sein Amt jedoch zur Mitte diesen Jahres an einen Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin übergeben. Marquardt wurde jüngst zum Vorstandsvorsitzenden des Forschungszentrums Jülich bestellt und wird sein neues Amt voraussichtlich im Sommer antreten.
Zu den Sitzungsergebnissen im Einzelnen:
Das Hochschulsystem des Saarlands ist leistungsfähig und stellt ein breites Portfolio an Ausbildungsmöglichkeiten bereit. Die Universität des Saarlandes und die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes haben jeweils markante, zum Teil auch international sichtbare Schwerpunkte aufbauen können. Auch der saarländischen Universitätsmedizin ist es trotz bescheidener finanzieller Ausstattung besonders in der Grundlagenforschung gelungen, ein international sichtbares Profil auszubilden. In Anbetracht der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen wird eine Reorganisation und Umstrukturierung für das gesamte Wissenschaftssystem des Landes dennoch unumgänglich sein. Hierzu hat der Wissenschaftsrat Vorschläge vorgelegt, die dabei helfen sollen, die entscheidenden Weichen zu einer zukunftsfähigen Ausrichtung der Hochschullandschaft des Saarlands bereits jetzt richtig zu stellen.
Die Universitätsmedizin Mannheim hat sich in Forschung und Lehre beachtlich weiterentwickelt und an einem eigenständigen Profil hinzugewonnen seit der letzten Standortevaluation durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2003. So wurde in Mannheim die Vorklinik aufgebaut und mit dem Modellstudiengang ein attraktives Studienangebot etabliert. Unabdingbar für die langfristige Perspektive einer Universitätsmedizin in Mannheim wird es allerdings sein, dass sich das kommunal getragene Klinikum eindeutig auf das Ziel der Förderung von Forschung und Lehre verpflichtet. Im Zentrum der Empfehlungen steht daher insbesondere die Forderung, die Leitungsstrukturen des Klinikums an die Belange einer Universitätsmedizin anzupassen.
Mit ihren zwölf Museen stellen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ein einmaliges Ensemble wissenschaftlicher Sammlungen dar, dem herausragende wissenschaftliche und kulturhistorische Relevanz zukommt. Leistungen, Selbstverständnis und Perspektiven der SKD waren Gegenstand der im Auftrag des Freistaates Sachsen durchgeführten Evaluation dieses auch weltweit hervortretenden Museumsverbunds. Im Ergebnis hat der Wissenschaftsrat das herausragende Forschungspotenzial des Verbunds gewürdigt und einen weiteren Ausbau der sammlungsübergreifenden Forschung empfohlen.
Mit der Verbindung von beruflicher und akademischer Bildung hat sich die Berufsakademie Sachsen als effiziente Bildungseinrichtung etabliert, die wichtige Funktionen im regionalen Ausbildungs- wie auch im tertiären Bildungssystem erfüllt und die weder durch demographische noch wettbewerbliche Faktoren substanziell gefährdet ist. Ihre Weiterentwicklung sollte aus Sicht des Wissenschaftsrates deshalb innerhalb des bestehenden institutionellen Rahmens erfolgen.
Außerdem hat der Wissenschaftsrat Stellung genommen zur Umsetzung seiner Empfehlungen in zwei wissenschaftlichen Einrichtungen. Ausgesprochen positiv wurde auf den weiteren Ausbau der Forschung reagiert, den das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Langen, in den zurückliegenden drei Jahren vorgenommen hat. Nicht zufrieden ist der Wissenschaftsrat mit der Entwicklung der wissenschaftlichen zoologischen Sammlungen des Zoologischen Museums Hamburg (ZMH) seit der Begutachtung im Jahr 2011. Zwar konnten die weit über die Region Hamburg hinaus bedeutenden Sammlungen inzwischen eine Reihe von positiven Entwicklungen auf den Weg bringen, als nach wie vor unzureichend wird jedoch die personelle, finanzielle und räumliche Ausstattung der Sammlung bewertet.
Beraten wurden auf den Wintersitzungen des Wissenschaftsrats zwei Verfahren der Institutionellen Reakkreditierung. In beiden Fällen (Evangelische Hochschule Tabor, PFH – Private Hochschule Göttingen) gelangte er zu einem positiven Votum. Den Antrag auf Institutionelle Akkreditierung der ISS International Business School of Service Management hat die Freie und Hansestadt Hamburg im Dezember 2013 zurückgezogen.
Außerdem hat der Wissenschaftsrat Kriterien der Hochschulförmigkeit für theologische Einrichtungen im nichtstaatlichen Hochschulsektor beschlossen. Sie gelten für jede bekenntnisgebundene Hochschuleinrichtung, deren Studienangebot primär für einen berufsmäßig ausgeübten Verkündigungsdienst (insbesondere Seelsorge, Katechese und Mission) befähigen soll. Die benannten Kriterien sollen künftig in Verfahren der Konzeptprüfung und der Institutionellen Akkreditierung Anwendung finden.
Hinweis: Die genannten Empfehlungen und Stellungnahmen werden hier als Volltexte veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E‑Mail (post(at)wissenschaftsrat.de) angefordert werden.
Quelle: http://www.wissenschaftsrat.de, Köln, PM 01/2014