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Bildungsmedienverlage mit leicht rückläufiger Geschäftsentwicklung in 2010

18.02.2011 BILDUNGMARKT

Über einen leicht rückläufigen Gesamtmarkt für Bildungsmedien im Geschäftsjahr 2010 berichtete der Branchenverband VdS Bildungsmedien e.V. auf einer Pressekonferenz anlässlich der “didacta – die Bildungsmesse”, die vom 22. bis zum 26. Februar 2011 in Stuttgart stattfinden wird. Der Umsatz mit analogen und digitalen Bildungsmedien verringerte sich 2010 auf insgesamt 455 Mio. Euro. Das sind ein Prozent weniger als im Vorjahr, in dem die Branche 460 Mio. Euro erwirtschaftete. Der Umsatz in den allgemein bildenden Schulen stagnierte mit 327 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Die Erlöse im Bereich Erwachsenenbildung gingen um vier Prozent auf 72 Mio. Euro zurück, im Bereich berufliche Bildung um zwei Prozent auf 56 Mio. Euro. Wesentliche Ursache für die Branchenentwicklung sind die weiter verringerten Ausgaben der öffentlichen Schulträger für Bildungsmedien.

Vor diesem Hintergrund sieht Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des VdS Bildungsmedien, eine erhebliche Schieflage zwischen bildungspolitischer Ambition und Finanzierung: “In fast allen Bundesländern steht ein pädagogischer und organisatorischer Reformzug unter Dampf. Doch die Etats der Schulträger werden immer weiter gekürzt, die schulische Realität gleicht häufig einem Notstandsgebiet. Es gibt aber keine Reform zum Nulltarif. Für Qualitätsverbesserungen sind zusätzliche Mittel erforderlich. Und das bedeutet auch zusätzliche Ressourcen für Bildungsmedien. Denn ohne neue Bildungsmedien lassen sich die eingeleiteten schulischen Neuerungen im Klassenzimmer nicht realisieren.” Diepgrond verwies weiter auf den Bildungsbericht 2010, der deutlich aufzeigt, dass die anstehenden Herausforderungen im Bildungswesen nur durch zusätzliche Investitionen zu bewältigen sind. Ansonsten drohe Deutschland der Abstieg in die zweite Bildungsliga.

Der Umsatz mit analogen und digitalen Bildungsmedien für allgemein bildende Schulen stagnierte im zurückliegenden Geschäftsjahr und belief sich auf 327 Mio. Euro. Zwar konnte die Branche von einigen politischen Entwicklungen profitieren. So wurde in Rheinland-Pfalz ein Mietsystem für Schulbücher eingeführt. Die damit verbundenen Neuanschaffungen durch die öffentliche Hand sorgten für zusätzliches Marktvolumen. Zudem führten doppelte Abiturjahrgänge und neue Lehrpläne in einigen Ländern zu Mehreinnahmen. Diese punktuellen Effekte konnten jedoch lediglich eine tendenziell rückläufige Marktentwicklung kompensieren. Die Hauptursachen waren zum einen die verminderten Ausgaben der Schulträger für Bildungsmedien und zum anderen die demografische Entwicklung: 2010 gab es 1,25 Prozent weniger Schüler in Deutschland als im Vorjahr.

In der Erwachsenenbildung (nur Sprachen und IT-Bildung) ging der Umsatz mit Bildungsmedien um vier Prozent gegenüber 2009 auf 72 Mio. Euro zurück. Dies lag vor allem am Rückgang der Teilnehmerzahlen in Weiterbildungskursen für Erwachsene. Darüber hinaus finanzierten aufgrund der Wirtschaftskrise weniger Firmen als zuvor ihren Mitarbeitern Angebote zur Fortbildung. Schließlich machte sich auch die verringerte Zahl der Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge negativ bemerkbar.

Die Umsätze im Bereich Berufsbildung verminderten sich 2010 auf 56 Mio. Euro. Das sind zwei Prozent weniger als im Vorjahr, in dem die Verlage 57 Mio. Euro erwirtschafteten. So sanken auch in diesem Segment die Zahl der Schüler sowie die Investitionen der öffentlichen Hand in entsprechende Bildungsmedien. Der Verband machte darauf aufmerksam, dass für Lernmittel während der Ausbildung durchschnittlich 200 Euro pro Auszubildendem aufgewendet werden. Davon würden nur 40-50 Euro von der Schule getragen. Vor diesem Hintergrund appellierte der Verband an die ausbildenden Betriebe, mehr Verantwortung zu zeigen und sich stärker an der Lernmittelfinanzierung zu beteiligen. Gerade heute, wo viele Betriebe händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften suchen, sei die Sicherung der Finanzierung von aktuellen und qualitativ hochwertigen Bildungsmedien für Auszubildende wichtiger denn je.

Der Anteil der digitalen Bildungsmedien am Gesamtumsatz der Branche ist nach wie vor äußerst gering und steht damit in keinem Verhältnis zur allgegenwärtigen Diskussion über die Digitalisierung des Unterrichts. Auch für das laufende Jahr rechnet die Branche nicht mit deutlichen Veränderungen in diesem Bereich. Weiter hob der Verband hervor, dass das Angebot von digitalen Produkten keinesfalls zu höheren Gesamtinvestitionen in Bildungsmedien geführt hat: In keinem Bundesland gibt es spezielle Schulbudgets für digitale Medien.

In Deutschland gibt es 86 Schulbuchverlage und Hersteller von Bildungsmedien, die etwa 3.000 feste Mitarbeiter und eine etwa gleich hohe Zahl von freien Mitarbeitern im Dienstleistungssektor beschäftigen. An die Verlage sind rund 30.000 Autoren gebunden. Die mittelständig geprägte Branche gibt alljährlich rund 8.000 neue Bücher und digitale Medien für das Lernen in allen Schularten von der Vorschule bis zu den beruflichen Schulen sowie der Erwachsenbildung heraus und hält ca. 60.000 Titel im Angebot. Der Branchenumsatz ist in den letzten Jahren rückläufig und liegt bei nur noch 455 Mio. Euro. Insbesondere machen der Branche die Etatkürzungen bei den kommunalen Schulträgern zu schaffen. Diese Kürzungen stehen im diametralen Gegensatz zu den Innovationswünschen der Kultusministerien, die mehr Reformen beschließen und darauf zugeschnittene Bildungsmedien brauchen und fordern. Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 3.000 Unterrichtsrichtlinien, nach denen in den Schulen und in den Ausbildungsbetrieben unterrichtet wird. So produzieren die Verlage heute z.B. nicht mehr nur für ein dreigliedriges Schulsystem, sondern nach den in den Ländern unterschiedlich geregelten Zusammenlegungen und Neuordnungen von Haupt- und Realschulen für mittlerweile zwölf Schulformvarianten in der Sekundarstufe I.

Quelle: www.bildungsklick.de